Donnerstag, 7. November 2013

Eine Reise in die Welt des Tees und zurück (Teil 3)

Wie der Tee nach Europa kam


Nach Europa gelangte Tee erstmals Anfang des 17. Jahrhunderts. Kaufleute der Niederländischen Ostindien-Kompanie brachten 1610 eine Ladung grünen Tee aus Südchina nach England. Das ist auch der Grund, warum sich in Mitteleuropa die Bezeichnung Tee etabliert hat. Im südchinesischen Sprachraum wurde so das für Tee verwendete Schriftzeichen ausgesprochen. Auf Hochchinesisch, das vorwiegend im Norden Chinas gesprochen wurde, wird das Schriftzeichen wie tscha ausgesprochen. Da der Tee zu Ländern wie Russland, Türkei oder Persien erstmals aus Nordchina auf dem Landweg gelangte, ist das Wort Tee dort heute eine Abwandlung der Silbe tscha. Das Monopol der Niederländischen Ostindien-Kompanie für den Handel mit Asien ging schon bald auf die Britische Ostindien-Kompanie über, die bis 1833 vornehmlich den Handel mit China kontrollierte. Zwei Teequalitäten waren damals in Europa vorherrschend. Der zeitraubende Seeweg minderte die Teequalität merklich. Sechs bis neun Monate dauerte zu jener Zeit die Reise per Schiff nach Europa. Etwas schneller ging es über die Handelswege der Seidenstraße. 1618 erreichte den russischen Zaren Michael I. erstmals ein Geschenk in Form von Tee aus China.

Mit der Einführung des Tees in Europa gab es wie immer bei Neuheiten Befürworter und Gegner des Getränks. Vor allem in kirchlichen Kreisen wurde Tee als sündhaftes Genussmittel verdammt. Wesentlichen Einfluss seitens der Fürsprecher konnte der holländische Arzt Cornelius Dekker ausüben. Er war Ende des 17. Jahrhunderts Leibarzt am Hofe des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Dekker war ein glühender Fürsprecher für den Genuss von Tee, Kaffee und Schokolade. Auch der Entdecker des menschlichen Blutkreislaufs, der englische Arzt William Harvey, verfasste Traktate zugunsten des Tees. Aus höchsten Kreisen erfuhr der Tee ab 1662 Fürsprache durch die Gemahlin des damaligen englischen Königs Karl II. Katharina von Braganza war Portugiesin und dritte Tochter von Johann IV., König von Portugal. Auf sie wird die Entstehung der britischen Teezeremonie zurückgeführt. Zunächst wurde Tee nur in den Adelsfamilien genossen. Ab 1717 wurde das Getränk dann ganz London zugänglich, als der ehemalige Angestellte der Britischen Ostindienkompanie Thomas Twining den ersten Teeladen eröffnete. Das Getränk wurde schnell beliebt und es entstanden Teegärten in Parks mit Verkaufsständen und kleinem Speiseangebot.

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Inzwischen war der Tee durch niederländische Kaufleute auch in Deutschland angekommen. Von der Küste Ostfrieslands eroberte er schnell andere Regionen und 1743 eröffnete in Hannover das erste Teegeschäft, das sogar noch heute existiert. Dass sich in Ostfriesland eine eigene Teekultur entwickelte, war vor allem einer Handelssperre Großbritanniens über die Niederlande aus dem Jahre 1780 geschuldet. Daraufhin siedelten viele niederländische Kaufleute nach Ostfriesland über, was vor allem die Zahl niederländischer Handelsschiffe, die unter ostfriesischer Flagge fuhren, auf 300 erhöhte. Dadurch wurde auch die Zahl der Teeanhänger vor allem in Norddeutschland immer größer. Der Siegeszug des Tees war nicht mehr aufzuhalten. Unter den größten Teeproduzenten 2012 befinden sich mit China (1.), Kenia (3.), Türkei (5.) und Argentinien (9.) Länder aus vier Kontinenten. Am meisten Tee wird in Großbritannien getrunken, gefolgt von der Türkei, Irland, Iran und Russland.

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